„Hör mir auf mit diesem Gender-Mist!“, sagte mal jemand, als Claudia und ich unseren Blog starteten. Wir würden durch unsere Beiträge die Welt ja nur noch komplizierter machen. Das Verhältnis zwischen Frauen und Männern problematisieren. Die längst gelebte Gleichberechtigung mit Füßen treten.
Die Vorwürfe waren maßlos überzogen, bringen mich heute aber auf ein anderes Thema: Schon lange kitzelt es mich in den Fingern, nicht über Frauen und Männer und deren Beziehungen zu schreiben, sondern über Frauen und Frauen. Ein Jahr lang bloggen wir nun schon. Und wenn es eines ist, was ich mir neben einer riesigen Pfannkuchentorte mit Kirschen und Sahne sehnlichst zum Tussiblog-Geburtstag wünsche, dann das: eine versöhnlichere, stärkere Frauenwelt.
Wir sind Töchter, Mütter, Tanten, Kolleginnen, beste Freundinnen. Wir gehen zusammen aufs Klo und in die Sauna. Wir teilen uns Kleider, Schmuck und Schminksachen. Wir erzählen uns alles – vom ersten Kuss über die verkorkste Liebe bis hin zu fiesen Schwangerschaftsleiden. Aber eines können wir nicht: zusammenhalten. Zusammenhalten, um weiterzukommen, um uns als Frauen wichtiger zu machen. Mehr Raum in der Gesellschaft für uns zu beanspruchen.
Was das angeht, sind wir oberpeinliche Versagerinnen: Immer noch handeln Frauen viel häufiger gegeneinander als miteinander. Es grenzt geradezu an einer dümmlichen Version von Slapstick. „Was will denn die blöde Uschi hier?“, sagt die Giftziege im pinken Kleid zur anderen Giftziege im Minikleid. „Nein, mit der will ich nichts zu tun haben! Die spannt uns ja die Männer aus.“ Ich rolle mit den Augen. Die ewige Neidgeschichte. Das, was man Zickenkrieg nennt.
Diese Zickereien zeugen von wenig Selbstbewusstsein. Warum haben wir Angst vor anderen Frauen, obwohl wir uns selbst für die Oberschnitte schlechthin halten? Unverständlich. Das können viele Männer besser: sich gegenseitig pushen, selbst wenn sie unter sich spinnefeind sind. An einem Strang ziehen. Sie sehen sich als Konkurrenten, ja, aber kriegen es irgendwie doch oft genug auf die Reihe, voneinander zu profitieren. Hallo Männer, wie macht ihr das bloß?
Gifti1 und Gifti2 aber stricken immer ein Drama draus. „Nein, ich will nicht mit der in eine Gruppe!“, heißt es in der Ausbildung. „Nein, die hat mir Kaffee auf meine Bluse geschüttet“, heißt es in der Kantine hinter vorgehaltener Hand. Lächerlich. Komischerweise zicken oft die am meisten, die sich am ähnlichsten sind. Vor lauter Eitelkeit und Eifersüchtelei sehen sie gar nicht, wie einfach sie es haben könnten – weil sie das Gleiche wollen, zum Beispiel eine Wand im Tennisclub streichen oder als einzige junge Kolleginnen ein verrücktes Projekt umsetzen. Alles für die Katz, dafür müsste man sich ja zusammenschließen!
Sind wir ehrlich: Ganz schlimm, Mädels, wird es, wenn ein Mann dazwischenfunkt. Den beide toll finden, zumindest ein bisschen.
Dann wird so lange gegackert, bis eine verliert. Alles andere gerät aus dem Blick. Keine schafft es mehr, beim Herzensprojekt das durchzusetzen, was sie will. Denn der Typ ist ja der Größte und Beste. Das Berufliche gerät aus dem Blick. Dabei wäre Gifti2 eindeutig die mit den ausschlaggebenden Connections gewesen. Aber mit Gifti2 wird ja nicht mehr gesprochen.
So endet’s Mädels. Eure Welt hat sich wieder nicht weitergedreht. Und wer macht’s dann? Wer übernimmt, wenn ihr euch selbst aus dem Rennen geschossen habt? Der Mann. Der Tolle.
Bilder: Imago